Ernährungs- und Alltagskompetenzen an Schulen vermitteln, Berufsschulstandorte erhalten, Bedingungen von
Fachpraxislehrkräften an Schulen verbessern und den Quereinstieg in den Schuldienst erleichtern: Über diese
und weitere Themen haben sich Vertreterinnen der beiden Niedersächsischen LandFrauenverbände Hannover
und Weser-Ems mit Kultusministerin Julia Willie Hamburg ausgetauscht.
Welche Kenntnisse brauche ich als junger erwachsener Mensch, um ein selbstbestimmtes Leben führen zu
können – von der Haushaltsführung bis zu Vertragsabschlüssen? Ginge es nach dem Willen der
Vertreterinnen der beiden LandFrauenverbände Hannover und Weser-Ems sollten alle allgemeinbildenden
Schulen in Niedersachsen diese Kenntnisse in einem eigenen Schulfach Ernährungs- und Verbraucherbildun
vermitteln. „Viele Kinder und Jugendliche bekommen zuhause wichtige Alltagskompetenzen nicht mehr
beigebracht – die Schule muss Defizite auffangen“, forderte die Präsidentin des Hannoveraner
Landesverbandes Elisabeth Brunkhorst. Kultusministerin Hamburg verwies auf geltende Lehrpläne, die unter
anderem auch ein Unterrichtsfach Hauswirtschaft im Sekundarbereich I vorsehen. Sie warnte zudem vor
überzogenen Ansprüchen an die Lehrkräfte. „Wichtig ist uns zu schauen, wo bestehende Angebote
verbessert und ggf. ausgebaut werden können. Dazu gehört auch Lehrkräfte entsprechend auszubilden bzw.
Fortbildungen anzubieten“, betonte Ina Janhsen, Präsidentin des LandFrauenverbandes Weser-Ems. Sie
begrüßte ausdrücklich eine geplante Qualifizierungsmaßnahme für Lehrkräfte, die genau diese Lücke
zumindest zum Teil schließen will.
In diesem Zusammenhang können Fachpraxislehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen wertvolle Arbeit
leisten und Themen wie gesunde Ernährung und Haushaltsführung lebendig machen. „Mit der Anhebung der
Besoldung von A9 auf A10 wird die Arbeit als Fachpraxislehrkraft an Schulen beispielsweise für ausgebildete
Hauswirtschaftsmeisterinnen sehr viel interessanter“, lobte Vizepräsidentin Monika Feil aus Weser-Ems.
Problematisch sei jedoch, dass diese nur befristet angestellt werden. Hier sollte entsprechend
nachgearbeitet werden, so die Forderung der Verbände.
Ein weiteres Thema waren Berufsschulstandorte. Rückläufige Ausbildungszahlen führen bei vielen
Ausbildungsberufen dazu, dass einige Schulen das Unterrichtsangebot streichen. So werden etwa an der BBS
3 in Oldenburg ab diesem Schuljahr keine Hauswirtschafter und Hauswirtschafterinnen mehr ausgebildet. Für
die Auszubildenden bedeutet dies, weite Wege zum nächstgelegenen Berufsschulstandort auf sich nehmen
zu müssen. Hier appelliert insbesondere Marita Eschenhorst, Vizepräsidentin des LandFrauenverbandes
Hannover, über pragmatische Lösungen wie den gemeinsamen Unterricht mit hauswirtschaftsnahen Berufen
(z. B. Koch/Köchin) nachzudenken.